Franziska Franke:

Herausforderungen in Matrixorganisationen

Führung / 15.10.2017 / 1 Kommentare

Wie Sie Schiffbruch vermeiden!

Die Welt, in der Unternehmen agieren, ist komplexer, transparenter und vernetzter als je zuvor. Wie kann sich ein Unternehmen als dynamisches, agiles System organisieren, das in der Lage ist, schnell auf sich verändernde Umfeldbedingungen reagieren zu können und so wettbewerbsfähig zu bleiben? Für viele Unternehmen lautet die – nicht wenig herausfordernde – Antwort: Matrixorganisation.

Die Matrixorganisation holt alle zentralen Entscheidungsträger auf die gleiche Ebene und sorgt so strukturell für einen gegenseitigen Austausch, die Berücksichtigung mehrerer Sichtweisen und damit für qualitativ hochwertige Entscheidungen. Richtig eingeführt und gelebt, ist ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ein entscheidender Vorteil. Direkte und kurze Kommunikations-wege ermöglichen es, dass Informationen sehr schnell in allen Unternehmensbereichen verfügbar und Reaktionszeiten entsprechend kürzer sind. Ressourcen, die in vertikaler Struktur für den Rest der Organisation sonst kaum zugänglich sind, können gemeinsam genutzt werden.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche Herausforderungen, vor die Führungskräfte und Mitarbeiter in Matrixorganisationen gestellt werden:

  • Während die Verhältnisse in Einlinienorganisationen mit klassischen Hierarchiestrukturen relativ klar sind (Wer ist weisungsberechtigt? Wer muss wem wie berichten? Dies sind relativ einfach zu beantwortende Fragen), erscheinen die Machtstrukturen in Mehrliniensystemen undurchsichtig und komplexe Strukturen sorgen für Verwirrung. Mitarbeiter haben zwei oder mehr Vorgesetzte, was eine große Gefahr für das Entstehen von Rollen- und Kompetenzkonflikten birgt. In vielen Situationen ist nicht klar, wer eigentlich das Sagen hat. Weisungs- und Verteilungskämpfe zwischen vertikaler und horizontaler Dimension lassen die Matrix so schnell zur (macht-) politischen Arena werden.
  • Auch Zielkonflikte sind durch unterschiedliche Perspektiven vorprogrammiert. Das kennen wir auch aus hierarchisch klassisch aufgestellten Organisationsformen. Durch die vielschichtigen Macht¬strukturen in der Matrix potenzieren sich diese Konflikte und der Druck zur Einigung - trotz unterschiedlicher Perspektiven und Interessen - ist enorm groß, da sonst das System sich selbst lähmt.

Die Einführung einer Matrix heißt eben mehr als die bloße Veränderung eines Organigramms. Werden Führungskräfte und Mitarbeiter in diesem Veränderungsprozess allein gelassen und nicht umfassend unterstützt und qualifiziert, ist Schiffbruch vorprogrammiert.

Wo kann nun angesetzt werden, um den komplexen Anforderungen von Matrixorganisationen zu begegnen und um Konfliktpotentiale zu minimieren?

  • Zunächst gilt es zu verstehen und anzunehmen, dass Arbeiten in einer Matrix „anders" ist.
  • Traditionelles Management favorisiert Klarheit, Vorhersehbarkeit und Kontrolle. In einer Matrix muss man in der Lage sein, Unklarheiten zu tolerieren, mit Ambiguität zu leben, mit Wandel umzugehen und Kontrolle zu dezentralisieren.
  • Die Matrix ist eine bewusste Entscheidung, die Klarheit für mehr Flexibilität „opfert".
  • In einer Matrix wird man naturgemäß verstärkt mit konkurrierenden Zielen und einem Mangel an Klarheit über Prioritäten konfrontiert. Es gilt zu lernen, damit umzugehen. Rollendefinition und Klärung von Verantwortlichkeiten und Entscheidungsrechten erfordern hier eine andere Herangehensweise
  • Ein völlig neues Managementverständnis ist erforderlich sowie eine Unternehmenskultur, die u.a. Management als Teamprozess begreift - geradezu konträr zum traditionell ausgerichteten Grundverständnis von Führung.
  • Es bedarf eines zeitgemäßen, anspruchsvollen Verständnisses des Begriffs Kommunikation. Denn durch ihre horizontalen und vertikalen Verflechtungen bietet die Matrix Kommunikationsvorteile, die es zu nutzen gilt.
  • Eine umfassende Unterstützung, Qualifizierung und Entwicklung von Führungskräften und Mitarbeitern in Schlüsselfunktionen im Umgang mit Matrix-Strukturen und Konflikten ist unverzichtbar.

 

 

 

1 Kommentare

  • 6.1.2018 / 09:29 Uhr

    Birgit Weißenborn schreibt

    Vielen Dank für den wertvollen Beitrag. In meiner Führungspraxis erlebe ich die Matrix als Grundlage, um sich vor Verantwortung zu drücken. Mitarbeiter sind dabei hin und her gerissen. Mir hilft es immer Klartext zu sprechen und Führungskollegen an einen gemeinsamen Tisch zu bringen. Das macht mich nicht beliebt. Es würde mich allerdings auch interessieren wie Führungskräfte in anderen Unternehmen das Thema sehen. Beste Grüße Birgit Weißenborn

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