Nur wer nichts macht, macht nichts falsch - Wie eine positive Fehlerkultur entsteht
Führung / 8.2.2022 / 0 Kommentare
25 Prozent der deutschen Arbeitnehmer haben Angst, Fehler zuzugeben, weil sie die Reaktionen von Führungskräften und Kolleg*innen fürchten. Dies ergab kürzlich eine Studie zur Fehlerkultur.
Deutschland zeichnet sich nach der Studie als Land mit einer hohen Fehlerintoleranz aus. Probleme und Fehler sind oft negativ besetzt und dem Verursacher wird nicht selten Dummheit unterstellt.
Um sich ein „Hätten Sie nicht wenigstens...?" oder „Warum haben Sie denn nicht ...?" zu ersparen, kehren manche ihren Fehler lieber unter den Teppich und verschlimmern den Schaden im weiteren Verlauf nur noch. Mehrmaliges Bloßgestelltwerden und Vorhaltungen nehmen Betroffene auch häufig zum Anlass, sich auf dem Arbeitsmarkt nach Alternativen umzusehen.
Statt einen Sündenbock zu suchen und Fehler zu sanktionieren, sollten sich Führungskräfte und Teams für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern einsetzen. Denn, oft sind sie Hinweise auf Dinge, die in der Organisation noch nicht gut funktionieren oder darauf, dass Menschen über Zusammenhänge nichts wussten bzw. wissen konnten.
Bei jeder Veränderung und in jeder Entwicklung werden Fehler gemacht. Insbesondere, wenn Komplexität und Zeitdruck zunehmen. Doch nur in einer positiven Fehlerkultur, die sich durch Transparenz, Vertrauen und Lernbereitschaft auszeichnet, können Innovationen entstehen.
Die Fehler eines Messerwerfers, Sprengstoffspezialisten oder AKW-Risikomanagers können nicht wiedergutgemacht werden – andere schon. Werden Fehler analysiert (z. B. 5-mal-Warum-Methode), kommuniziert (z. B. Fehler-Review) und für eine kontinuierliche Verbesserung (z. B. Lessons -Learned, Retrospektive) reflektiert, entsteht eine positive Fehler- und Lernkultur.
Bereits das Korrigieren kleiner Abweichungen zu Beginn eines Projektes bzw. einer Aufgabe können entscheidend sein, damit sie sich nicht zu schwerwiegenden Fehlern aufbauen und zu einer Kostenexplosion entwickeln können. In Dailies und Weeklies sollte daher Raum für Ereignisse, Fragen und Feedback geschaffen werden.
Führungskräfte sind Vorbilder im Umgang mit Fehlern. Sorgen Sie für einen offenen Austausch, geben Sie eigene Fehler zu und suchen Sie nach Fortschritt. Damit stärken Sie ein angstfreies Klima und das Miteinander. Mit Eingeständnissen wie „Genau dieser Fauxpas ist mir auch mal passiert. Ich war froh, als mir ein Kollege einen Tipp gab ..." verleihen Sie Ihrer Haltung Ausdruck und schaffen Vertrauen.
Genau genommen, ist ein Fehler die Nichterfüllung einer Anforderung oder ein missglückter Lösungsversuch. Sachlich und konstruktiv mit Fehlern umgegangen, stellen sie wertvolle Entwicklungschancen für Organisationen und Menschen dar.
Silvia Habedank