Mehr Haltung bitte!
Führung / 21.11.2017 / 1 Kommentare
Haltung als Basis für gute Führung
Junge Führungskräfte strotzen oft vor Wissbegierde. Jeder Vortrag vor der Zielgruppe „Nachwuchs" oder im Rahmen des „Talentprogramms" gleicht einem Energie geladenen Dialog.
Kürzlich kam es bei dem Thema „Selbstführungskompetenz", nach meiner Bitte zur regelmäßigen Selbstreflexion des Verhaltens sowie der inneren Haltung, zu einer dieser typischen interaktiven Szenen. Eine Führungskraft in spe fragte mich während meiner Ausführung: „Wie definieren Sie Haltung?" Ich dachte kurz nach und schrieb an das Whiteboard:
Haltung = Sichtbar gelebter Ausdruck der inneren Einstellung, die auf persönlichen Werten, Erfahrungen und Glaubenssätzen beruht.
„Ist eine Haltung sichtbar?" – „Mitarbeitende sind doch keine Gedankenleser" - „Sind Führungskräfte nicht so professionell, dass es ausreicht, Tools und Techniken zum Führen von Mitarbeitergesprächen, Treffen von Entscheidungen, Umgang mit Konflikten im Team usw. zu lernen und eins zu eins umzusetzen?"
Es folgte ein Diskurs.
Trotz aller erlernten methodischen Kompetenzen prägt die innere Haltung das Führungsverhalten. Führung kann man nicht abspulen. Das Tagesgeschäft einer Führungskraft ist vielschichtig und komplex, sodass angelerntes Verhalten nur in erarbeiteten und geübten Situationen - und somit begrenzt - zur Verfügung steht. In unvorhergesehenen Konstellationen oder auch unter hohem Druck greifen wir auf unser Inneres zurück.
Beispiel: Vergleicht eine Führungskraft im Gespräch mit seinen Abteilungsleiterkollegen oder seinem Coach sein Team mit einer Kindergartengruppe (Zitat „Meine Kids in der Igelgruppe können sich mal wieder nicht einig werden."), so wird diese Einstellung trotz aller gelernten Gesprächstechniken im nächsten Jour fix für die Mitarbeitenden spürbar sein.
Haltung entsteht nicht auf Knopfdruck. Es ist ein stetiger Prozess aus bewusstem und unbewusstem Erfahren, Verstehen, Widerrufen, Entwickeln, Adaptieren.
Reflexion lohnt sich:
- Wie ist mein Bild von mir?
- Wofür stehe ich?
- Was ist mir wichtig?
- Welche Ziele habe ich?
- Was treibt mich an?
Und weiter...
- Was halte ich von...?
- Was denke ich über...?
- Wie sehe ich...?
- Welche Erfahrungen habe ich mit ...?
- Was ist mir wichtig bei...?'
Selbsterkenntnis über die eigene Haltung ersetzt keine Fähigkeiten und kein Fachwissen, sie bildet vielmehr die Basis für gute Führung. Führungskräfte die ihre Haltung und ihr Verhalten immer wieder auf den Prüfstand stellen, erkennen Entwicklungspotenziale und übernehmen (Eigen)Verantwortung. Für Mitarbeitende werden sie zunehmend einschätzbar und somit berechenbar.
Eine stabile innere Haltung
- der Wertschätzung
- der Offenheit
- des Respekts
- des Vertrauens
- der Aufmerksamkeit
- der Neugierde
- ...
ist eine solide Voraussetzung für gute Führung.
Versetzen Sie sich in die Situation Ihrer Mitarbeitenden. Was beobachten sie? Wie wirkt Ihr Verhalten auf sie? Welche Haltung ist für Ihr Team erlebbar? Ist das Verhalten förderlich im Sinne der gemeinsamen Ziele, der Zusammenarbeit, der Entwicklung...?
Zudem ist es lehrreich, sich das Feedback (Titelthema der nächsten Direkt!) seiner Mitarbeitenden einzuholen und somit mehr über sich zu erfahren.
1 Kommentare
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2.2.2018 / 02:08 Uhr
R. Hartmann schreibt
Sehr geehrtes Habedank-Team! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin Führungskraft und habe mich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. Ich kontrolliere sowohl meine Gedanken als auch meine Taten und überprüfe die Wirkung auf andere. Ihre Fragen sind adaptiert - sie ergänzen meine Vorgehensweise. Abteilungsleiterkollegen nehmen es mit der Reflexion nicht so genau. Das Auftreten lässt daher oft zu wünschen übrig. Manche Gruppenleiter und auch Mitarbeiter haben daher schon innerlich gekündigt. Sollten Sie mehr Praxistipps zu diesem Thema zur Verfügung stellen, so freue ich mich sehr.