Silvia Habedank:

Kraftvoll starten und sicher landen

Kommunikation / 31.8.2018 / 0 Kommentare

Kraftvoll starten und sicher landen

Kraftvoll starten und sicher landen

Wie Sie Vorträge souverän meistern

„Guten Tag und herzlich willkommen zu meinem heutigen Vortrag mit dem Titel ‚Flugsicherheit im 21. Jahrhundert'. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Doch bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Karl-Heinz Schwafler und..."

Es ist gerade einmal eine Minute vergangenen, doch der Redner hat bereits einige Möglichkeiten, einen guten Vortrag zu halten, versäumt. Schade! Nicht nur für das Publikum, welches sich vermutlich nach den ersten Worten auf einen eher langweiligen Beitrag einstellt. Noch bedauerlicher ist es für den Redner, der die Chance verpasst, sein Publikum für ein Thema zu begeistern, zu überzeugen und für sich zu gewinnen.

Die ersten Minuten entscheiden, ob die Zuhörer interessiert sind und sich vom Redner anstecken lassen oder mit dem Nachbarn schwatzen und E-Mails beantworten.

Wie in der Luftfahrt geschehen beim Starten und beim Landen die häufigsten Fehler. Hat die Maschine erst einmal ihre Flughöhe erreicht, verläuft der Flug meist planmäßig und die Anspannung des Kapitäns weicht.

Der Vortragstitel

Ob der Vortrag zum Teilnehmen anregt, hängt unter Anderem vom Titel ab. Ist er als Frage formuliert, so möchte der potenzielle Zuhörer eine Antwort erhalten.

Statt: ‚Flugsicherheit im 21. Jahrhundert'
Besser: ‚Wie sicher ist das Fliegen?'
Oder ‚Wie hätte das Unglück des Linienflugs AF 447 verhindert werden können?'

Kurze, provokante Formulierungen und Wortspiele wecken ebenso Interesse.

Beispiele (Vortragsabende von Habedank Personalentwicklung):
„Jeder bekommt die Mitarbeiter, die er verdient." (Recruting)
„Merken Sie sich doch, was Sie wollen" (Gedächtnistraining)
„Psychologie ohne Blabla – 12 Semester in nur 45 Minuten" (Psychologie)

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Aristoteles; griechischer Philosoph

Auf der Startbahn

Sobald der Redner die Bühne betritt, erfasst er den Raum mit seinem Blick (Fanging the room). Sein Gang ist ruhig und sein anschließender Stand ist von unten gut aufgebaut, d.h. seine Füße stehen nebeneinander fest auf dem Boden. Bewegungen müssen einen Grund haben. Gezielte Schritte und Handbewegungen wirken sicher und professionell; auf der Stelle tippeln, das Gesicht betatschen oder einen Stift in der Hand hin und her drehen hingegen unsicher und nervös.

Die Körpersprache ist offen, freundlich und selbstbewusst. Auf der Bühne werden große Gesten gemacht und diese auch stehen gelassen.
Untermauert der Redner das Gesagte mit dem Ausstrecken des Arms, so bleibt dieser einen Augenblick ausgestreckt und zieht sich dann langsam zurück.

Ein guter Redner verzichtet darauf, Texte abzulesen. Er pflegt den Blickkontakt zum Publikum und spricht mit einer freien Erzählstimme. Frei sprechen heißt, dass der Redner versteht was er sagt, und dass er es jedes Mal anders ausdrücken könnte.
Superlative ( z.B. Ich freue mich auf einen supertollen Abend oder eine geniale Veranstaltung) und Worthülsen (z.B. mein Dank gilt Herrn Krüger, der mir die Gelegenheit ermöglicht vor Ihnen sprechen zu dürfen.) wirken übertrieben bzw. verkrampft.

Der Start

Die meisten Reden beginnen nach einer Begrüßung mit dem Thema und der eigenen Vorstellung. Und genau damit rechnet auch der Zuhörer – wie langweilig. Beides wird meistens in einer Einladung oder im Programm erwähnt, sodass jeder Zuhörer noch etwas Geduld aufbringen kann.

Um in das Vortragsthema einzusteigen und anschließend zur Begrüßung zu gelangen, eignen sich verschiedene Stilmittel.

Auswahl

  • Storytelling
    Kurzen, unterhaltsamen Erzählungen lauschen wir gern. Spricht der Redner von einem persönlichen Erlebnis, so gewinnt er an Sympathie und Nähe zum Publikum.
    Der Redner erzählt von einer Probefahrt in seinem neuen Auto und seinen Missgeschicken mit dem sprachgesteuerten Navigationssystem. Anschließend findet er die Überleitung zum Vortragsthema über intelligente Technik für den Alltag.
  • Memory
    Werden die Zuhörer auf eine Zeitreise geschickt, entsteht so manches Lächeln im Gesicht. Nach dem Rückblick folgt der Blick in die Zukunft.
    Der Vortragende gibt eine Übersicht über die Fernsehprogramme der 70er Jahre: ARD, ZDF, das dritte Programm, DDR1 und DDR 2 und den Hinweis zum Sendeschluss um Mitternacht – Vortrag ‚Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus?'
  • Raten und Schätzen lassen
    Insbesondere nach einer Mittagspause oder am Abend ist es ratsam, das Publikum einzubinden, um das Interesse und die Aufnahmefähigkeit anzukurbeln.
    ‚Es ist 38 km lang, an der schmalsten Stelle 380 m breit und 99,14 km2 groß. Was ist das?' (Lösung: Insel Sylt) - Vortrag über Sturmfluten und Deichschutz an der deutschen Nordseeküste.
  • Aktuelles Ereignis
    Nachrichten aus der Tagespresse, dem Fernsehen und Internet bestätigen einen aktuellen Bezug zum Vortragsthema und ermöglichen einen greifbaren Einstieg.
    Der Vortragende steht mit der aktuellen Tageszeitung auf der Bühne und fragt sein Publikum „Haben Sie heute schon die Hannoversche Zeitung gelesen? Hier auf Seite 9 steht geschrieben..." Die Neuigkeiten – zwei bis drei Sätze – werden vorgelesen und somit der Übergang zum Vortragsthema geschaffen.
  • Humor
    Nur wenige Themen sind so ernst, dass es unangebracht ist, während des Vortrags zu schmunzeln oder gar zu lachen. Humor kann auch zum Einstieg genutzt werden.
    „Meine Aufgabe ist, 30 Minuten über das Thema Konstruktion des Bugrades zu sprechen und Ihre Aufgabe ist, mir 30 Minuten lang zuzuhören. Sollten Sie mit Ihrer Aufgabe eher fertig sein als ich mit meiner, so bitte ich dies mit Handzeichnen zu signalisieren." (Der Redner ist locker, lächelt und hebt am Ende des Satzes seine Hand.)

Be-merkens-werte Redner sind
- besser als andere
- anders als andere
- und stets sie selbst!

Die persönliche Vorstellung

Manche Redner berichten lückenlos über ihre Ausbildung, beruflichen Stationen, den Familienstand nebst Anzahl der Kinder. Inwieweit sind diese Informationen für das Publikum interessant? Und welche Informationen merkt es sich davon? Gewiss muss klargestellt sein, dass der Redner Experte auf seinem Gebiet ist, dass kann jedoch die schriftliche Vorankündigung oder auch ein Moderator erfüllen.

Die Vorstellung bietet dem Redner die Möglichkeit, die Informationen zu platzieren, die er für wichtig hält und die ihn von anderen unterscheiden. Ungewöhnliches und Lustiges bleibt im Gedächtnis und bietet eine Erinnerungsbrücke.
Ein Mathematik-Professor erzählt von seiner schlechten Schulnote in Mathematik und dem glücklichen Zufall seiner Immatrikulation: Er hatte sich in eine Mitschülerin verliebt und wollte ihr auf der Uni näher kommen.

Ready for take off? Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug!

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